karawankengrenze.at

 

Dokument 62  >

Bericht des Chefs der Zivilverwaltung in der Untersteiermark über das Schulwesen[1]

1
DZA Potsdam, REM, Bd. 617/6, (3 S.).
2
In seinem Schreiben hatte der Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volkbildung Dr. Bernhard Rust den Chef der Zivilverwaltung in der Untersteiermark um Mitteilung gebeten, welche Verhältnisse er auf dem Gebiete der Wissenschaft, Erziehung und Volkbildung anlässlich der Übernahme der Zivilverwaltung in der Untersteiermark vorgefunden bat und welche Massnahmen er auf diesem Gebiete schon getroffen hat oder zu treffen beabsichtigt. (Ebda.)
3
Über den Aufbau des ausschliesslich deutschen Schulwesens in der Untersteiermark siehe Dok. Nr. 119, 117 u. 190 sowie die Publikation »Der Aufbau des Schulwesens in der Untersteiermark«, herausgegeben vom Amte Schulwesen bei der Bundesführung des Steirischen Heimatbundes, Marburg a. d. Drau, im Oktober 1941.

DER CHEF DER ZIVILVERWALTUNG
IN DER UNTERSTEIERMARK

Marburg a/Drau, 19. Mai 1941.

Herrn Reichsminister
für Wissenschaft, Erziehung
und Volksbildung
Bernhard Rust
Berlin W 8
Unter den Linden 69.

Sehr geehrter Herr Reichsminister!

Auf Ihren Schnellbrief vom 7. Mai 1941, Z II a 1153/41[2] gebe ich wunschgemäss eine Übersicht wie folgt:

Im Gebiet der Untersteiermark gab es im Zeitpunkt der Übernahme der Amtsgeschäfte durch mich ausser einer deutschen zweiklassigen Volksschule in Marburg überhaupt keine deutsche Schule. Die Schulen, von denen in der Folge die Rede ist, sind demnach alle nicht deutsch. Die Grenzen des Verwaltungsgebietes liegen nach dem Süden und Südosten noch nicht genau fest, die Zahlen, die ich bringe, entsprechen daher nur den gegenwärtigen Verhältnissen, ohne dass sie ein abschliessendes Bild geben könnten.

Vorhanden sind 394 Volksschulen und 26 Bürgerschulen mit zusammen 2255 Klassen. Ich habe aus dem Gau Steiermark bisher insgesamt 482 Lehrer und Lehrerinnen nach hieher abgeordnet und ziehe in den nächsten Wochen noch rund 500 Lehrerinnen aus dem Gau Steiermark heraus, so dass mit Ende Mai rund 1000 Lehrkräfte hier in Verwendung sein werden. An 294 Schulen ist der Unterricht bereits aufgenommen worden.

An Oberschulen wurden vorgefunden ein Gymnasium, ein Realgymnasium und eine Realschule in Marburg, in Cilli und in Pettau je ein Realgymnasium, insgesamt also 5 Oberschulen.

Vorläufig wird von diesen Oberschulen der Betrieb an einer Oberschule u. zw. in Marburg aufgenommen. Die Eröffnung dürfte in ungefähr vierzehn Tagen stattfinden. Bezüglich der übrigen Oberschulen ist eine feste Planung bisher noch nicht möglich.

In Marburg befanden sich eine staatliche Lehrerbildungsanstalt, eine staatliche Lehrerinnenbildungsanstalt und eine private Lehrerinnenbildungsanstalt der Schulschwestern. Ich bin damit beschäftigt, eine Lehrer- und eine Lehrerinnenbildungsanstalt zu je 300 Schülern und Schülerinnen im Herbst zu eröffnen. Es wird aber notwendig sein, eine dritte Lehrerinnenbildungsanstalt ausserhalb Marburgs noch zu errichten. Diesbezügliche Planungen sind noch nicht abgeschlossen.

An Berufs- und Fachschulen wurden insgesamt 10 vorgefunden, darunter eine Wirtschaftsoberschule in Marburg und eine Wirtschaftsschule in Cilli. Die meisten Fachschulen sind gewerblich oder landwirtschaftlich orientiert.

Nachdem die Untersteiermark Agrargebiet mit vorwiegend Obst- und Weinbau ist, tritt diese Richtung in den Vordergrund.

In Cilli bestand eine Berg- und Hüttenschule, über deren Weiterführung noch nicht entschieden werden konnte. Ein Priesterseminar, das als theologische Fakultät der Universität Laibach geführt wurde, ist geschlossen.

Es ist selbstverständlich, dass in diesem Gebiet nur deutsche Schulen errichtet werden und dass fremdsprachige oder zweisprachige Schulen ausgeschlossen sind. Ich habe daher sämtliche Schulen, die ich vorgefunden habe, vorerst geschlossen und eröffne sie ausschliesslich als deutsche Schulen.

Fast sämtliche Schulen befinden sich in einem verwahrlosten Zustand; eine Ausnahme hievon bilden eine kleine Anzahl von Neubauten. Mehr als die Hälfte aller Schulen ist für die grosse Schüleranzahl zu klein. Die sanitären Anlagen sind in einem erschrecklichen Zustand.

Der Bedarf an neu zu errichtenden Hauptschulen dürfte - die 26 erwähnten Bürgerschulen eingeschlossen - ungefähr 100 betragen. Hiefür sind Baulichkeiten nicht vorhanden.

Die bisher in Marburg, Pettau und Cilli geführten Musikschulen werden im Rahmen des Ihnen bekannten Steirischen Musikschulwerkes umgeformt bezw. neu errichtet.

Ich bitte Sie, sich vorläufig mit dieser rohen Übersicht zu begnügen; ich bin selbstverständlich bemüht, das Schulwesen so schnell als möglich auf deutscher Grundlage aufzubauen und bin mir darüber im klaren, dass je enger das Netz der einzelnen Schulgattungen ist, je leichter wir die vom Führer übertragenen Aufgaben lösen können.[3]

Heil Hitler!

Ihr ergebener
Uiberreither

1
DZA Potsdam, REM, Bd. 617/6, (3 S.).
2
In seinem Schreiben hatte der Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volkbildung Dr. Bernhard Rust den Chef der Zivilverwaltung in der Untersteiermark um Mitteilung gebeten, welche Verhältnisse er auf dem Gebiete der Wissenschaft, Erziehung und Volkbildung anlässlich der Übernahme der Zivilverwaltung in der Untersteiermark vorgefunden bat und welche Massnahmen er auf diesem Gebiete schon getroffen hat oder zu treffen beabsichtigt. (Ebda.)
3
Über den Aufbau des ausschliesslich deutschen Schulwesens in der Untersteiermark siehe Dok. Nr. 119, 117 u. 190 sowie die Publikation »Der Aufbau des Schulwesens in der Untersteiermark«, herausgegeben vom Amte Schulwesen bei der Bundesführung des Steirischen Heimatbundes, Marburg a. d. Drau, im Oktober 1941.

Valid XHTML 1.0 Transitional