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Bericht über die national-sozialistische Machtergreifung in Maribor[1]

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Marburger Zeitung 9. 4. 1941.
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Den 6. April 1941, am ersten Tag des Krieges Deutschlands und Italiens gegen Jugoslawien.
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Der Leiter der evangelischen Kirche in Maribor Johann Baron war damals Gauführer des Schwäbischdeutschen Kulturbundes in der Draubannschaft (Slowenien). Nach der Besetzung der Untersteiermark sollte er Stellvertreter des Bundesführers des Steirischen Heimatbundes werden, wurde jedoch nie ernannt. Über seine Einstellung zur Politik der deutschen Zivilverwaltung in der Untersteiermark im Jahre 1942 siehe Dok. Nr. 218.
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Am 8. April 1941 rückten in Maribor die Truppen der 132. Infanteriedivision des LI. Armeekorps ein.

DIE MACHTERGREIFUNG IN MARBURG

Schon am Sonntag,[2] als die einlangenden Nachrichten klar erkennen liessen, dass die Besetzung der Stadt Marburg durch die deutsche Wehrmacht unmittelbar bevorsteht, setzte sich Gauführer Johann Baron [3] mit den draustädtischen Zivilbehörden in Verbindung und traf mit diesen das Uebereinkommen, dass beim Herannahen der deutschen Truppen die Mannschaften des Kulturbundes zusammen mit der Polizei den Sicherheitsdienst in der Stadt übernehmen werden. Bald nach der Sprengung der Draubrücken durch das sich zurückziehende jugoslawische Militär bezogen die Männer des Kulturbundes, ausgerüstet mit Militärgewehren und aufgepflanztem Bajonett, den Sicherheitsdienst in Marburg an der Seite der Stadtpolizei. Die Organisation klappte bis in die letzten Details. Es zeigte sich von neuem, dass die im letzten Jahr durchgeführte Schulung ausserordentlich gute Ergebnisse erzielt hatte. Die Disziplin unserer jungen Kameraden war eine vorbildliche und war es vor allem der mustergültigen Selbstzucht der eingesetzten Männer zu verdanken, dass die Machtübernahme ohne jeglichen nennenswerten Zwischenfall und zur vollsten Zufriedenheit der gesamten Stadtbevölkerung vor sich ging. Auch seitens der Stadtpolizei wurden die zusammen getroffenen Vereinbarungen loyal eingehalten.

Der Einmarsch der ersten deutschen Truppen erfolgte am Dienstag um 9 Uhr vormittag.[4] Obwohl das Wetter nicht gerade einladend war, befanden sich die deutschen Soldaten, die von der Bevölkerung mit stürmischem Jubel empfangen wurden, in bester Verfassung und Laune.

Die Freude der Bevölkerung über den Einmarsch der deutschen Truppen wurde am gestrigen Tage durch das verbrecherische Treiben einer jugoslawischen Batteriemannschaft getrübt, die nichts besseres zu tun wusste, als mit seltener Brutalität die Zivilbevölkerung der Draustadt mit Granaten zu beschiessen. Glücklicherweise hat diese Beschiessung, die am Abend dank dem mutigen und raschen Einsatz einiger deutscher Stosstrupps zum Schweigen- gebracht wurde, keine allzugrossen Opfer gefordert. Das einzige Todesopfer ist in der Druckerei der »Marburger Zeitung« zu verzeichnen, wo der Hausmeister Gregor L e s j a k von einem Sprengstück einer in das Druckereigebäude eingeschlagenen Granate am Kopfe getroffen und auf der Stelle getötet wurde. Der durch die Beschiessung angerichtete Materialschaden ist im allgemeinen unbedeutend.

Die ersten Hakenkreuzfahnen sah unsere Draustadt bereits in den ersten Morgenstunden des gestrigen Tages wehen. Die erste Hakenkreuzfahne war auf dem Theresien-Hof, wo der Kulturbund seinen Sitz hat, gehisst worden. Bald darauf schmückte den Erkerbalkon des Stadtmagistrats ebenfalls eine

Flagge des Dritten Reiches. Bald waren an zahlreichen anderen Stellen die Flaggen des Dritten Reiches zur Begrüssung der einrückenden deutschen Truppen ausgehängt.

Die Stadt erhält langsam wieder ihr normales Aussehen. Das neue sind die grünen Uniformen der deutschen Soldaten, die immer wieder das Stadtbild beleben und von den Passanten mit sichtlicher Freude und Erleichterung begrüsst, bewirtet und mit Blumen geschmückt werden.

Wegen der Brückensprengungen ist die Draustadt nach wie vor ohne Strom- und Wasserzufuhr, doch besteht die begründete Hoffnung, dass diesem Mangel schon in allernächster Zeit abgeholfen werden wird. Das Bewusstsein jedoch, dass die langjährigen Sehnsuchtsträume unserer Steirer erfüllt sind, lässt uns alle diese augenblicklichen kleinen Kalamitäten bedeutungslos scheinen. Alle beherrscht der Wille, am Zeitgeschehen positiven Anteil zu nehmen und uns der neuen und schöneren Zeit voll und ganz würdig zu erweisen, von dem Wunsche beseelt unserer grünen Steiermark jene Zukunft und Entwicklung zu gewährleisten, die seit dem unglückseligen Jahre 1918 der Traum aller war.

1
Marburger Zeitung 9. 4. 1941.
2
Den 6. April 1941, am ersten Tag des Krieges Deutschlands und Italiens gegen Jugoslawien.
3
Der Leiter der evangelischen Kirche in Maribor Johann Baron war damals Gauführer des Schwäbischdeutschen Kulturbundes in der Draubannschaft (Slowenien). Nach der Besetzung der Untersteiermark sollte er Stellvertreter des Bundesführers des Steirischen Heimatbundes werden, wurde jedoch nie ernannt. Über seine Einstellung zur Politik der deutschen Zivilverwaltung in der Untersteiermark im Jahre 1942 siehe Dok. Nr. 218.
4
Am 8. April 1941 rückten in Maribor die Truppen der 132. Infanteriedivision des LI. Armeekorps ein.

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