karawankengrenze.at |
1 | Siehe Dok. Nr. 142 |
2 | Kärntner Grenzruf 23. 6. 1941 |
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4 | Siehe Dok. Nr. 23. u. 323. |
5 | Leiter der Dienststelle des Beauftragten des RKFDV in den besetzten Gebieten Kärntens und Krains SS-Oberführer Wilhelm Schröder. |
6 | Siehe Dok. Nr. 100. |
7 | Siehe Dok. Nr. 111. |
8 | Siehe Dok. Nr. 142. |
Zweigstelle Veldes
Veldes, 23. Juni 1941.
Bericht über die Lage
im besetzten Gebiet Krain
z. Hd. H. Staatssekretär Gutterer
Die derzeit besetzten und vom Chef der Zivilverwaltung verwalteten Gebiete Oberkrains nehmen insofern unter all den anderen besetzten Gebieten eine Sonderstellung ein, als hier die Besetzung nicht von deutschen, sondern groesstenteils von italienischen Truppen durchgeführt wurde. Man kann hier lediglich von einer Besetzung sprechen, da es ja fast überhaupt zu Kampfhandlungen nicht kam. Durch die Besetzung durch italienisches Militär trat hier eine Verzögerung bezueglich der Uebernahme der Regierungsgewalt durch den Chef der Zivilverwaltung ein. So konnte der Chef der Zivilverwaltung erst nach dem Abrücken der italienischen Truppen mit seiner Tätigkeit beginnen und dadurch entstand ein Vorsprung von drei Wochen für die Verwaltung der benachbarten besetzten Gebiete der Untersteiermark.[2]
Dadurch, dass in ganz Oberkrain keine nennenswerten Kampfhandlungen bei der Besetzung stattfanden, sind auch keine Zerstörungen durch Waffeneinwirkung vorgekommen. Lediglich eine Anzahl von Brücken und die wichtigsten Tunnels wurden beim Zurückgehen durch das jugoslawische Militär teilweise oder ganz zerstört. Die Stimmung, die wir bei Aufnahme der Geschäfte des Chefs Zivilverwaltung hier vorfanden, war sehr gut, ganz besonders deshalb, weil die Slowenen dieses Gebietes den Chef der Zivilverwaltung geradezu als Befreier von dem drohenden italienischen Joch empfanden. Eine gegnerische Haltung war überhaupt nirgends zu bemerken.
Während der Zeit der Vorbereitungen für die künftige Arbeit in Oberkrain, die der stellv. Gauleiter im Juli 1940 in meine Hand gelegt hatte, habe ich immer wieder aus meiner Kenntnis von Land und Leuten heraus und unterstützt von Unterlagen aus diesem Gebiet, die Meinung vertreten, es handle sich hier um ein kulturell hochstehendes Gebiet, das durch seine Sauberkeit und seine dem deutschen Alpenraum ähnliche Bauweise sich ganz wesentlich von den übrigen slowenischen, bzw. jugoslawischen Gebieten abhebt. Ebenso habe ich die Meinung vertreten, dass die Bevölkerung dieses Gebietes rassisch ganz anders zusammengesetzt sei, als dies im übrigen Teil Sloweniens der Fall ist. Zurückzuführen ist diese rassisch gute Zusammensetzung der Bevölkerung auf die seit Jahrhunderten immerwährende Zuwanderung von Deutschen die allerdings in den wenigsten Fällen den Slawisierungsmassnahmen Widerstand zu leisten die Kraft hatten. Diese meine Meinung wurde stark angezweifelt und sowohl der stellv. Gauleiter, als auch Reichsführer SS Himmler waren sehr überrascht über das, was sie in Oberkrain sahen, bezw. was die Rassenüberprüfungskommission feststellte.[3] Es kann schon jetzt, obwohl die rassische Untersuchung noch nicht abgeschlossen ist, gesagt werden, dass 80--85% der Bevölkerung Note 1 und 2 erhalten und nur maximal 15% Note 3 und 4.
Reichsführer SS Himmler hat bei seinem ersten Besuch in Klagenfurt, der noch vor dem Einzug des Chefs der Zivilverwaltung in dieses Gebiet stattfand[4], die Auffassung vertreten, es müsse in radikalster Art dieses Gebiet eingedeutscht werden und zwar so, dass vielleicht 80--100.000 Menschen aus diesem Gebiet entfernt werden (teils als Arbeiter nach Innerdeutschland, teils, soweit sie rassisch nicht tragbar sind, nach Südserbien). Nach der ersten Besichtigung dieses Gebietes durch den Kommissar für die Festigung deutschen Volkstums, SS-Oberführer Schröder[5], wurde beantragt, lediglich einen Grenzstreifen von 20 km Breite durch Grossauslese zu bereinigen und mit deutschen Bauernsöhnen wieder zu besiedeln. Seitdem nun die rassischen Ueberprüfungskommissionen hier an der Arbeit sind und derart verblüffende Ergebnisse gemeldet haben, ist eine weitere ganz wesentliche Abschwächung in der Aussiedlungsfrage eingetreten[6]. Dazu kommt noch, dass bezüglich der Aussiedlung aus dem Reich zwei Richtungen in Berlin ihre auseinandergehenden Auffassungen zur Geltung bringen wollen -- einerseits das Amt Himmler, andererseits das Amt Göring. Wenn das Amt Himmler auf dem Standpunkt steht, eine absolute Bereinigung der Rassenfrage in diesem besetzten Gebiet sei auf weite Sicht gesehen die wichtigste Massnahme, vor der alle anderen Bedenken zurückweichen müssen, so steht das Amt Göring ungefähr auf folgendem Standpunkt. Es wird gesagt, wenn die Bevölkerung dieses Gebietes rassisch an sich einwandfrei ist, mit Ausnahme der 15%, so geht es nicht an, dass man die Menschen, die Note 3 und 4 bekommen, grösstenteils nach Südserbien abschiebt, wenn Deutschland aus Mangel an Arbeitskräften für diese fehlenden Arbeiter später viel rassisch minderwertigere Arbeitskräfte aus Polen oder anderen Gebieten herein nehmen muss, um die notwendige Schlagkraft zu erreichen. Es ist in diesem Punkt noch nicht das letzte Wort gesprochen, jedoch ist eine deutliche Abschwächung schon erkennbar[7].
Für den Einsatz der Propagandaarbeit ist selbstverständlich dieses Hin und Her in der Frage der rassischen Bereinigung äusserst hinderlich. Es werden immer noch Leute verhaftet, andererseits entlässt man wieder Menschen, die seit einigen Wochen im Anhaltelager waren, so dass die Bevölkerung nicht zur Ruhe kommt. Als Auffangorganisation für die Volksdeutschen, deren Zahl ungefähr mit 2.000 angenommen werden kann und für alle Slowenen, die sich zur Mitarbeit bereit erklären und nicht politisch belastet sind, wurde vom Chef der Zivilverwaltung der »Kärntner Volksbund« geschaffen. Vom 10. bis 30. Juni liegen auf allen Gemeindeämtern die Anmeldelisten für den »Kärntner Volksbund« auf. Schon jetzt kann man einen vorläufigen Ueberblick über die Anmeldungen geben. Die Anmeldungen liegen in den Gemeinden im Allgemeinen zwischen 90--98% der erwachsenen Bevölkerung. Ich habe deshalb schon vor einigen Tagen die Propaganda für Anmeldungen zum Volksbund eingestellt, um nicht unnütz Gelder aufzuwenden für eine Sache, die schon entschieden ist. Die Angemeldeten erhalten jetzt ein Antragsformular und es wird nun in Zusammenarbeit mit dem politischen Kommissar, dem Bürgermeister, der Gestapo und dem SD in jedem einzelnen Fall entschieden werden, ob der Mann aufgenommen wird, oder nicht.
In den nächsten Tagen beginnen wir in allen Gemeinden mit deutschen Sprachkursen, getrennt für Erwachsene und für Schüller, die von den Lehrern Kärntens und Salzburgs abgehalten werden[8]. Auch zu diesen Deutschkursen sind die Anmeldungen von seiten der Erwachsenen überraschend gross und es kann bei dieser Gelegenheit zusammenfassend festgestellt werden, dass sich keinerlei Halsstarrigkeit bei der Bevölkerung bezüglich der Annahme der deutschen Sprache zeigt. Mit Beginn des neuen Schuljahres wird in allen Schulen Oberkrains nur mehr deutscher Unterricht gegeben und die Lehrerschaft erwartet, dass der sechswöchentliche Vorbereitungskurs für die Einführung der deutschen Sprache in den Schulen vollkommen genügt. Selbstverständlich wurden gleich nach der Besetzung dieses Gebietes alle slowenischen Büchereien beschlagnahmt und ich bin nun daran, aus den Mitteln des Ministeriums in Zusammenarbeit mit der staatlichen Büchereistelle je nach der Grösse des Ortes kleinere oder grössere Büchereien zu schaffen. Es ist gerade die Schaffung der Büchereien eine vordringliche Aufgabe, da die Nachfrage nach Lesestoff sehr gross ist.
Negativ wirkt sich hier bei der Bevölkerung die Einführung der Lebensmittelkarten aus, wobei gesagt werden muss, dass die Notwendigkeit der Einführung dieser Karten vollkommen eingesehen wird, nur bemängelt man, und das mit Recht, dass die Leute die ihnen zustehenden Fleisch-, Brot- und Fettmengen teilweise nicht bekommen. Besonders drückend auf die Stimmung hat dieser Umstand im Industriebezirk Assling -- Jauerburg gewirkt. Das Ernährungsamt ist aber nunmehr beauftragt Vorsorge für eine genügende Anlieferung an Fleisch, Brot, Fett zu treffen. Gelegentlich einer Aussprache beim Chef der Zivilverwaltung habe ich auch darum gebeten die Säuberungsaktion raschest durchzuführen und zu beenden, damit eine Beruhigung unter der Bevölkerung eintritt, denn erst dann erscheint mir eine Propagandaarbeit auf breitester Basis Erfolg versprechend. Ueber die Stimmung und die propagandistische Tätigkeit in diesem Gebiet werde ich Sie dauernd auf dem Laufenden halten und bitte um Weisungen, bezw. um Rückfragen, wenn irgendwelche Unklarheiten bestehen sollten.
1 | Siehe Dok. Nr. 142 |
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