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Dokument 294  >

Vermerk der Einwandererzentralstelle über die Ansiedlung von ausgesiedelten Slowenen in Polen[1]

1
aus NAW, T-81, R-307, (1 S.).
2
Siehe Dok. Nr. 222, 276, 279, 280, 284--286, 299, 306, 309 u. 319.
3
Siehe Dok. Nr. 319.
4
Handschr. Bemerkung.

Stabsführung-Planung
Dr. Gd/An.

Litzmannstadt, den 2. 3. 43

V e r m e r k

an den
Leiter der Einwandererzentralstelle.

Betr.: Ansiedlung von Slowenen im Distrikt Lublin.[2]

Nach Rücksprache mit SS-Obersturmführer Backofen und dem Volkstumssachverständigen aus Marburg/a. Drau, dem derzeitigen Mitarbeiter der EWZ, Fritz, halte ich es für wichtig, von folgenden Zuständen Mitteilung zu machen:

Die zur Schleusung kommenden Slowenen weigern sich einhellig, nach Lublin zur Ansiedlung zu gehen. Sie geben als Grund folgendes an:

  1. Das Klima sei ihnen völlig ungewohnt. Sie würden stark unter Erkältungserscheinungen leiden.
  2. Sie wollen wie in ihrer Heimat Wein- und Obstbau betreiben.
  3. Sie wollen in gebirgiger und nicht in flacher Landschaft angesiedelt werden.

Diese Ablehnung gegen den Distrikt Lublin nimmt schon jetzt solche Formen an, dass mit ernstlichem Widerstand zu rechnen ist. Es wurden nicht nur Fluchtversuche gemacht, in manchen Fällen ist auch eine Flucht gelungen. Die Flüchtlinge tauchen in Kärnten, unweit des Absiedlungsgebietes unter und wurden nicht mehr gefasst. Andere erklären, sie würden auf die gesamte Vermögensentschädigung verzichten und lieber statt dessen in der Heimat als Knechte arbeiten. Wieder andere versuchen durch falsche Angaben einen A-Entscheid zu erreichen, um wenigstens im Altreich verbleiben zu können. Ferner wird erklärt, sie hätten in ihrer Heimat die Absicht gehabt, sich willig in das Grossdeutsche Reich einzufügen, in Lublin würden sie das niemals tun.

Ich halte es für notwendig, das Stabshauptamt auf diese Erscheinungen aufmerksam zu machen und erlaube mir vorzuschlagen, in dieser Frage noch während ihrer Anwesenheit in Berlin mit dem Stabshauptamt Fühlung zu nehmen. Ich darf hinzufügen, dass ausserdem seitens der deutschen Umsiedler den Slowenen scharfes Misstrauen entgegen gebracht wird. Man würde sich nicht wundern, - so kann man häufig hören - wenn die Slowenen bald eine Verstärkung der Partisanen im Distrikt Lublin bilden würden.[3]

I.A.

Dr. Gradmann
SS-Obersturmführer

Dieser Vermerk soll lt. Befehl vom SS-Staf. Ehlich dem Reichsführer-SS vorgelegt werden.[4]

Gd.

1
aus NAW, T-81, R-307, (1 S.).
2
Siehe Dok. Nr. 222, 276, 279, 280, 284--286, 299, 306, 309 u. 319.
3
Siehe Dok. Nr. 319.
4
Handschr. Bemerkung.

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