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Dokument 267  >

Vermerk des Stabshauptamtes des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums zur Besprechung über die Lage in Gorenjsko und die Ansiedlung von Deutschen[1]

1
AIZDG, DDV in Veldes, Bd. 1, (6 .S).
2
Siehe auch Dok. Nr. 268.
3
Siehe Dok. Nr. 236, 237, 239, 240, 243, 254, 262, 268 u. 270.
4
Dr. Günther Stier, Leiter des Amtes I (Menscheneinsatz) im Stabshauptamte des RKFDV in Berlin.
5
Dr. Herbert Friedl, der stellvertretende Leiter der Dienststelle des Beauftragten des RKFDV in den besetzten Gebieten Kärntens und Krains.
6
Siehe Dok. Nr. 263.
7
Das Polizei-Gebirgsregiment 18 unter dem Kommandeur Oberst Hermann Franz. Siehe H. Franz: Gebirgsjäger der Polizei. Bad Nauheim 1963, S. l9 - 38.
8
In der sog. »Befriedungsaktion« in Gorenjsko (Oberkrain) waren im Sommer 1942 neben dem Pol. Geb. Regt. 18 auch die Reserve-Polizeibataillone 10, 44, 93, 171 u. 181 sowie das Polizeibataillon 322 eingesetzt. Das Pol. BatI. 322 wurde schon im August 1942 in die Untersteiermark versetzt, alle anderen Polizeibataillone mit Ausnahme des Res. Pol. Bataillons 181, wurden nach September 1942 aus Gorenjsko abgezogen.
9
Der Brief wurde nicht gefunden.
10
Dr. Friedrich Jaklin, Leiter der Hauptabteilung III (Wirtschaft) der Dienststelle des Beauftragten des RKFDV in den besetzten Gebieten Kärntens und Krains.
11
SS-Obersturmführer Dr. Friedrich Kürbisch, Leiter der Hauptabteilung I (Menscheneinsatz) der Dienststelle des Beauftragten des RKFDV in den besetzten Gebieten Kärntens und Krains.
12
Der erwähnte Generalplan konnte nicht ermittelt werden.
13
Dr. Fritz Scherler.

I-1/7 Kärnten 7/ Dr. Sch/Hy

Berlin, den 14. Oktober 1942

Vermerk

Betr.: Besprechung vom 12. 10. 42 im Stabshauptamt[2] über die Lage in Oberkrain und die Besiedlung dieses Gebietes.[3]

Anwesend: SS-Sturmbannführer Dr. Stier[4]
SS-Hauptsturmführer Dr. Appel
Herr Dr. Scherler
Landrat Dr. Friedel.[5]

  1. Einleitend gab Herr Dr. Friedel einen allgemeinen Bericht über die derzeitige Lage in der Oberkrain, wie sie durch die Proklamation des Gauleiters Rainer zu der Staatsangehörigkeitsfrage geschaffen worden ist.[6] Er teilte mit, dass etwa 95% der erwachsenen Slowenen Mitglieder des Kärntner Volksbundes geworden sind und damit die Staatsbürgerrechte auf Widerruf erhalten haben.
  2. Nach Mitteilung von Dr. Friedel über die augenblickliche Ansatzmöglichkeit in Oberkrain können

    1. 250 Gewerbetreibende in Gross- und Kleinbetriebe und 79 Bauern in Bauernhöfe eingewiesen werden.
    2. etwa 650 Reichsbahnbeamte können durch Austausch mit Bahnbeamten und Eisenbahnarbeitern nach Oberkrain umgesiedelt werden. Diese Aktion wird von der Reichsbahn selbständig durchgeführt und ist für Frühjahr nächsten Jahres geplant. Bis dahin wird die einzige Schwierigkeit, die Wohnungsfrage, auch bereinigt sein.
    3. Auf Grund der staatspolizeilichen Massnahmen können noch andere Personen mit ihren Familien aus Oberkrain herausgebracht werden. Jedoch dürfte die Kopfzahl hierfür nicht sehr gross sein. Hierzu schlug Herr Dr. Stier vor, die dadurch frei werdenden kleinen Keuschlerhöfe zum Aufstocken anderer Höfe zu verwenden und auch mit Slowenen zu besetzen.
  3. Nach Mitteilung von Herrn Dr. Friedel sieht der Gauleiter die augenblickliche mit seiner Proklamation eingeleitete Befriedungsaktion nicht als endgültig an, sondern rechnet damit, dass in absehbarer Zeit wieder eine Störung der Ruhe eintritt. Er nimmt an, dass in kürzerer oder längerer Zeit der Augenblick kommt, in dem die Slowenen von sich aus wieder Anlass zu einem weiteren Vorgehen gegen sie geben werden. Bis dahin müssten die der Oberkrain zugesagten Siedlergruppen abgestellt bleiben. Die derzeitige Entwicklung ist durch die Angst der Bevölkerung bedingt und hängt die zukünftige Entwicklung davon ab, wer der Stärkere ist und vor wem daher die Bevölkerung die grössere Angst hat. Herr Dr. Friedel übt Kritik an der Methode, mit der der SD gegen die Bevölkerung zum Teil vorgegangen ist und erklärte, dass das ursprüngliche scharfe Vorgehen des SD insofern nicht richtig gewesen wäre, als man der wehrlosen Bevölkerung, die z. T. nur aus Angst vor den Banditen gehandelt habe, nicht den Vorwurf des Sympathisierens mit den Banditen machen und sie daraufhin hätte bestrafen dürfen. Durch die derzeitige Entsendung von militärischer Hilfe und die Erfolge des Gebirgsregiments[7] sind die Banditen von der Offensive in die Defensive gedrängt worden. Dadurch hat sich die Bevölkerung etwas mehr nach der deutschen Seite hin orientiert.
  4. Diese Sachlage fand der SS-Standartenführer Dr. Blume, Leiter der Befehlsstelle Veldes des SD und der Sicherheitspolizei, bei seinem Eintreffen vor. Infolgedessen gewann er die Auffassung, dass es gelingen würde, die ganze Bevölkerung für die deutsche Sache zu gewinnen. So ist es zu der »Befriedungsaktion« und zu der Kundgebung des Gauleiters gekommen. Der Gauleiter befürchtet nun aber, dass nach dem Abziehen der starken Militär- und Polizeikräfte[8] wieder eine neue Unsicherheit entsteht. Statt des Regiments »Franz« und vier Bataillone Polizei ist nur noch ein aus älteren Jahrgängen bestehendes Polizeibataillon daselbst geblieben. Dazu tritt noch der SS-Selbstschutz. Für die ihm übertragene Überwachung der Ortschaften hält ihn Herr Dr. Friede] jedoch für zu schwach, und, da aus Slowenen bestehend, auch nicht für zuverlässig genug. Nach seiner Auffassung benutzen die Banditen die jetzige Zeit zur Reorganisation und zum Nachholen von Nachschub aus Unterkrain, Bosnien und Kroatien so dass auch aus diesem Grunde mit der Verschiebung der jetzigen Machtverhältnisse und einer neuen Unruhe gerechnet werden muss. Unter diesen Umständen glaubt der Gauleiter nicht, dass man bis nach Kriegsende mit der Besiedlung seines Gebietes warten kann. Vielmehr müssten schon bald wirtschaftspolitisch und agrarpolitisch wichtige Punkte als Stützpunkte geschaffen werden.
  5. Herr Dr. Stier verlas darauf den an den Beauftragten in Veldes gerichteten Brief vom 8. 10. l942,[9] da er Herrn Dr. Friede! vor seiner Abreise nicht mehr erreicht hat. In ihm wird die grundsätzliche Stellung des Stabshauptamtes zur Lage in Oberkrain und zur Besiedlung dieses Gebietes klargelegt und der Standpunkt vertreten, infolge der durch die Proklamation des Gauleiters geschaffenen neuen Lage, die eine weitere zwangsweise Absiedlung von Slowenen unmöglich machen dürfte, die Besiedlungspläne zurückstellen zu müssen. Herr Dr. Friedel stimmte dem Inhalt dieses Schreibens grundsätzlich zu.
  6. Nach dem für die Oberkrain in Aussicht genommenen Generalplan sollen nach Auffassung von Herrn Dr. Friedel 40.000 Slowenen zur Aussiedlung kommen. Als Ersatz dafür sollen 20.000 Deutsche angesiedelt werden. Da diese 20.000 Deutsche dann noch 120.000 Slowenen gegen-über stehen würden, betrüge das Verhältnis 1: 6. Bei einer späteren allgemeinen »Verdünnungsaktion« würden dann noch einmal 20.000 Slowenen ausgesiedelt werden können. Es bestehen danach zwei Siedlungsetappen, und zwar die erste Siedlungsetappe zu einem durch die Verhältnisse bedingten Zeitpunkt und die zweite Siedlungsetappe im Zuge der grossen deutschen Ostsiedlung. Wenn demnächst eine weitere Unruhe in Oberkrain ausbrechen sollte, würde sofort die erste Etappe durchgeführt werden, die zweite Etappe auf alle Fälle aber erst nach dem Kriege.
  7. Herr Dr. Friedel sprach sich anschliessend für eine frühere Besetzung von wirtschaftlichen Schlüsselstellungen in der Oberkrain aus. Hierzu gäbe es zwei Möglichkeiten. Entweder werden die Besitzenden aus ihren wirtschaftlichen Schlüsselstellungen entfernt, sodass sie anderseitig besetzt werden können, oder man siedelt die weniger Besitzenden aus und setzt sie im Altreich an. Herr Dr. Stier vertrat den Standpunkt, dass es zweckmässiger ist, die Keuschler, die in Oberkrain doch nicht recht lebensfähig wären und infolgedessen leicht herausgenommen werden könnten, wenn sie sich wirtschaftlich verbesserten, auszusiedeln und im Altreich als Landarbeiter anzusetzen. Diesem Vorschlage stimmte Herr Dr. Friedel zu.
  8. Über den Generalplan teilte er noch mit, dass die landwirtschaftliche Seite desselben von dem Gaubauernführer bearbeitet wird und die wirtschaftliche Seite Herrn Dr. Jacklin[10] übertragen ist, während die volkspolitische Seite Herrn Dr. Kürbisch[11] zur Aufgabe gemacht worden ist. Unabhängig von der kommenden Entwicklung soll der Generalplan, der schon in Arbeit befindlich ist, vollendet werden.[12]
  9. Zu den anzusiedelnden Volksgruppen übergehend behandelte Herr Dr. Stier die Frage der Bosniendeutschen. Wie bereits im Schreiben an die Volksdeutsche Mittelstelle vom 2. 10. 42 zum Ausdruck gebracht, sind für die Ansiedlung in Oberkrain folgende bosniendeutsche Gemeinden vorgesehen:

    a) Schönborn 1.726 Köpfe
    b) Bijeliiia 871 Köpfe
    c) Schutzberg 1.175 Köpfe
    d) Schibowska 653 Köpfe
      4.425 Köpfe

    Diese Gemeinden sind von Herrn Dr. Kürbisch in ihrem Herkunftsland besichtigt worden und für die Ansiedlung in Oberkrain besonders geeignet betrachtet. Auch der Gauleiter hat sich hiermit einverstanden erklärt. Dieser bittet, die genannten Gemeinden bis zu dem für die Ansiedlung gegebenen Zeitpunkt bereit zu halten. Herr Dr. Friedel bat, diese Siedlergruppen in möglichster Nähe der Oberkrain in Lager zu bringen, damit sie jederzeit von dort abgerufen werden könnten. Auch befürchtete er, wenn sie erst in das Lager Litzmannstadt überstellt würden, dass sie dort leicht im Zuge einer anderweitigen Siedlung der Oberkrain verloren gingen. Hiergegen wies Herr Dr. Stier jedoch darauf hin, dass dies aus technischen Gründen nicht möglich sei und die Siedler zuerst nach Litzmannstadt überführt werden müssten. Er erklärte, dass vorläufig die Gefahr des Abzuges dieser Gemeinden zu einer anderen Ansiedlung nicht gegeben sei. Auf seine Frage nach Heranziehung von etwa 2.000 reichsdeutschen Siedlern aus den Alpenländern zur Durchmischung der Siedlergruppen wurde Herr Dr. Friedel darauf hingewiesen, dass eine solche Massnahme erst nach dem Kriege durch Zur-Verfügungstellung von Bauernsöhnen und Kriegsteilnehmern durchgeführt werden könnte.

    Zum Ansatz der südbuchenländischen Gemeinden Mitoka-Dragomirna, Danila, Hatna, Jakobestie, Kalafindesti, Komanisti, Scherboutz, Wolowetz und Dorahoi wurde Herrn Dr. Friedel mitgeteilt, dass die Vertrauensleute der Gemeinde Mitoka-Dragomirna aus dem Lager Parsch b. Salzburg eine von allen Lagerinsassen unterfertigte Eingabe durch Zwei Beauftragte hierhergeleitet haben, in der sie dringend darum baten, nicht in der Oberkrain angesiedelt zu werden, da sie ebenso wie die genannten Nachbargemein den in der Ebene gelegen haben und sich nicht in die Gebirgsverhältnisse einleben könnten. Auch seien die Wirtschaftsgrundlage und die Bodenbeschaffenheit daselbst derart, dass sie hier nicht die ihnen zugesagte Existenz und ausreichende Ackernahrung finden könnten. Demgegenüber wies Herr Dr. Friede! auf einen Bericht von Mitgliedern der obengenannten Gemeinden, die im Lager Mattsee b. Salzburg untergebracht sind, hin, der eine günstigere Beurteilung der Siedlungslage in Oberkrain enthält. Es wurde vereinbart, vorläufig die Ansatzentscheidung für die Gemeinde Mitoka-Dragomirna und die anderen Splittergruppen noch nicht zu ändern.

  10. Abschliessend erklärte Herr Dr. Stier, dass es nicht angebracht ist, bei den kommenden Massnahmen sich den Zeitpunkt des Handelns von der Gegenseite, also von den Banditen und ihren Mitläufern, aufzwingen zu lassen, sondern den Zeitpunkt zu wählen, der für die Durchführung unserer Pläne uns selbst am geeignetsten erscheint. Er wiederholte den Inhalt des an den Beauftragten in Veldes gerichteten Schreibens und bat ausdrücklich alle Massnahmen zu unterlassen, durch die die Gegenseite gereizt und in neue Unruhe versetzt würde. Alle Massnahmen sollen fortan im Zuge einer planvollen und ruhigen Umsiedlung vorgenommen werden, durch die zumindestens für die Dauer des Krieges der jetzt erreichte Befriedungszustand aufrechterhalten bleiben könnte. Aus diesem Grunde sollten vorerst nur die kleinen Keuschler aus Oberkrain, soweit sie auf nicht lebensfähigen Stellen sitzen, herausgezogen und im Zeichen ihrer wirtschaftlichen Verbesserung ins Altreich übernommen werden. Herr Dr. Friedel erklärte sich mit dieser Art der Behandlung der Umsiedlungsfrage einverstanden.
  11. Ebenso wurde vollkommene Einigkeit darüber erzielt, dass von allen beteiligten Stellen der grösste Wert darauf gelegt werden muss, während des Krieges jegliche Unruhe in Oberkrain zu vermeiden da eine solche keineswegs im Reichsinteresse liegen dürfte. Unter diesem Gesichtswinkel seien, wie Herr Dr. Stier nochmals ausdrücklich hervorhob, auch alle Absiedlungs- und Ansiedlungsmassnahnen mit Ruhe und Vorsicht durchzuführen.

Dr. Scherler[13]

1
AIZDG, DDV in Veldes, Bd. 1, (6 .S).
2
Siehe auch Dok. Nr. 268.
3
Siehe Dok. Nr. 236, 237, 239, 240, 243, 254, 262, 268 u. 270.
4
Dr. Günther Stier, Leiter des Amtes I (Menscheneinsatz) im Stabshauptamte des RKFDV in Berlin.
5
Dr. Herbert Friedl, der stellvertretende Leiter der Dienststelle des Beauftragten des RKFDV in den besetzten Gebieten Kärntens und Krains.
6
Siehe Dok. Nr. 263.
7
Das Polizei-Gebirgsregiment 18 unter dem Kommandeur Oberst Hermann Franz. Siehe H. Franz: Gebirgsjäger der Polizei. Bad Nauheim 1963, S. l9 - 38.
8
In der sog. »Befriedungsaktion« in Gorenjsko (Oberkrain) waren im Sommer 1942 neben dem Pol. Geb. Regt. 18 auch die Reserve-Polizeibataillone 10, 44, 93, 171 u. 181 sowie das Polizeibataillon 322 eingesetzt. Das Pol. BatI. 322 wurde schon im August 1942 in die Untersteiermark versetzt, alle anderen Polizeibataillone mit Ausnahme des Res. Pol. Bataillons 181, wurden nach September 1942 aus Gorenjsko abgezogen.
9
Der Brief wurde nicht gefunden.
10
Dr. Friedrich Jaklin, Leiter der Hauptabteilung III (Wirtschaft) der Dienststelle des Beauftragten des RKFDV in den besetzten Gebieten Kärntens und Krains.
11
SS-Obersturmführer Dr. Friedrich Kürbisch, Leiter der Hauptabteilung I (Menscheneinsatz) der Dienststelle des Beauftragten des RKFDV in den besetzten Gebieten Kärntens und Krains.
12
Der erwähnte Generalplan konnte nicht ermittelt werden.
13
Dr. Fritz Scherler.

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