Geheim.

HA/A - 405-Dr. Pi/Schw.

Marburg, am 10. August 1942

A k t e n v e r m e r k.

Betrifft: Stabsbesprechung am 10. August 1942, 8 Uhr.
Vorsitz: Regierungspräsident Dr. Müller-Haccius.
Als Vertreter der Dienststelle: Dr. Rudolf Pichler.
[.....][2]

Es erscheint Gauleiter Dr. Uiberreither und führt aus:

Für die Heimkehr der Untersteiermark ist seit langer Zeit gearbeitet worden. Es ist selbstverständlich, dass für diese Planung die Fachleute herangezogen worden sind, die uns zur Verfügung gestanden sind und dass, als dies im Jahre 1941 geschehen ist, nicht nur weitgehend geplante Massnahmen zur Durchführung gekommen sind, sondern dass diese Massnahmen die Genehmigung des Führers gefunden haben.[3] Seit mehr als einem Jahr sind Männer und Frauen in der Untersteiermark tätig, die unermüdlich herumkritisieren und es gibt sogar Leute, die sich nicht einmal scheuen, zu behaupten, dass das, was unten geschehen ist, als Blödsinn zu bezeichnen sei.[4] Die Kritik ist falsch und verstösst gegen die Disziplin. Ich habe nun fast 1 1/2 Jahr lang angesehen, aber jetzt scheint es mir notwendig, diesem Zustand ein Ende zu bereiten. Es liegt mir nichts daran, von meinem persönlichen Standpunkt aus Kritik abzustellen, persönlich ist sie mir gleichgültig. Im Interesse der Sache muss ich aber verlangen, dass Disziplin herrscht und die Zielsetzung widerspruchslos befolgt wird. Ich erteile daher den Auftrag, dass die Leiter der Dienststellen sofort mit den für sie zuständigen Funktionären des Heimatbundes sich in das Einvernehmen setzen und dass die Gefolgschaft über das Wollen und über die politische Basis eingehend unterrichtet wird, so dass jedes Gefolgschaftsmitglied in kurzer Zeit über die Lage in der Untersteiermark belehrt wird. Ich habe dem Kommandeur der Sicherheitspolizei den Auftrag erteilt bei Verstössen hart zuzugreifen. Ich ordne an, dass jede Einsatzkraft, der es in der Untersteiermark nicht passt, wieder in ihre alte Dienststelle zurückversetzt wird. In diesem Falle wird im Personalakt ein entsprechender Vermerk anzubringen sein, der für die künftige Laufbahn von Bedeutung sein wird. Wenn es sich um Vorfälle handelt, die etwas handfester liegen und wo die Versetzung nicht ausreicht, werde ich kurze Schutzhaft verhängen. Ich werde aber auch den verantwortlichen Chef der Einsatzkraft zur Verantwortung ziehen.[5] Die Autorität des deutschen Beamten und die Autorität des Deutschen überhaupt hat in der Untersteiermark seit einem Jahr weitestgehend gelitten, weil

1. das nicht konsequent geschehen ist, was unbedingt notwendig ist, dass der Deutsche sich dessen bewusst ist, dass er als Vorbild angesehen wird;
2. jeder in seiner Dienststelle Leute hat, die unsere Gegner sind, und es vorkam, dass eine Dienststelle die andere ausspielte.

Ich habe mir seinerzeit vorgenommen, alle Personen, die ich für die Untersteiermark heranziehen wollte, gründlich zu untersuchen. Diesen Grundsatz konnte ich nicht aufrecht erhalten, weil mir nicht das Personal zur Verfügung stand und wertvolle Kräfte dadurch gebunden wären, insbesondere, weil im Vorjahre der Ostfeldzug in Vorbereitung stand. In den nächsten Monaten wird uns durch das Fehlen von Benzin die Schlagkraft unseres Machtapparates in gewissem Masse verloren gehen. Es wird nicht möglich sein, die notwendige Besichtigung vorzunehmen und so sehe ich die Gefahr, dass Disziplinlosigkeiten ungeahndet bleiben. Daher muss ich zugreifen. Der Heimatbund wird die erforderlichen Redner zu stellen haben. Ich mache darauf aufmerksam, dass jeder Beamte und jede Beamtin im Heimatbund tätig zu sein haben. Ich mache die Dienststellenleiter dafür verantwortlich, dass

1. jede bei ihnen tätige Einsatzkraft sich dem Heimatbund zur Mitarbeit zur Verfügung stellt,
2. jede Einsatzkraft im Sinne meiner Anordnungen politisch ausgerichtet ist. Ich mache unter alles, was bisher in der von mir dargelegten Richtung geschehen ist, einen grossen Strich, werde aber in Hinkunft strenger sein.

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