karawankengrenze.at

 

Dokument 180  >

Brief des Leiters der Leitstelle des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums über die Aussiedlung der Slowenen aus dem Save-Sotla-Streifen[1]

1
BDC Berlin, SS-Personalhauptamt, Kurt Hintze, (3 S.).
2
Siehe Dok. Nr. 170, Anm. 2.
3
Siehe Dok. Nr. 170.
4
Siehe Dok. Nr. 174.
5
Hintze war sehr verschuldet, die Schulden gingen »weit in die Kampfzeit zurück«. Himmler entschied am 14. 10. 1940, »dass der Gesamtbetrag der Schuld in Höhe von 9500 Reichsmark zunächst einmal von der Abteilung Wirtschaftliche Hilfe bezahlt werden solle und dass 4500 RM davon als einmaliger nicht zurückzahlbarer Zuschuss gelten solle. Den Rest von 5000 RM solle SS-Oberführer Hintze jedoch in entsprechenden Raten zurückzahlen«. Auf ein neues Ersuchen von Hintze entschied Himmler am 10. 2. 1942, »dass SS-Brigadeführer Hintze aus besonderen Mitteln 2500 RM als nicht zurückzahlbare Beihilfe erhalten und neu eingestuft werden sollte«. (BDC Berlin, Pers. Stab RF SS, Schriftgutverwaltung, Akt. Nr. 217, Briefe von Dr. R. Brandt 30. 1. 1942 und 15. 3. 1943.)

SS-Oberführer Hintze,
Reichskommissar für die Festigung
deutschen Volkstums,
Berlin-Halensee, Kurfürstendarnrn 140,
z. Zt. Stabshauptamt,
Leitstelle Schloss Reichenburg,
Untersteiermark

Reichenburg, den 20. 11. 1941

An den
Höh.-SS und Pol. Führer
SS-Gruppenführer Hildebrandt,[2]
Generalleutnant der Polizei M. d. R.

Danzig
Opitz Strasse 2.

Sehr geehrter Gruppenführer!

Ihre freundlichen Zeilen vom 4. 11. 41 habe ich hier in Reichenburg erhalten und mich sehr gefreut. Für Ihre Kameradschaft, die Sie mir und meiner Familie immer wieder angedeihen lassen, sage ich Ihnen meinen ganz ergebensten und herzlichsten Dank. Ich habe auch hier wieder müssen mit allen Mitarbeitern und den mir für die Zwecke der Aussiedlung zur Verfügung gestellten Pol. Batl. Tag und Nacht arbeiten.[3] Der Erfolg ist trotz des Pessimismus vieler Dienststellen in Berlin und hier, die für meine Person nur ein Lächeln des Mitleids hatten, der gewesen, dass wir in 23 Tagen 24.300 Personen per Bahn von hier in die Lager der Volksdeutschen Mittelstelle abgehen liessen.[4] An diesem Erfolg lieber Gruppenführer werden Sie wieder erkennen, wie hier unter meiner Führung gearbeitet wurde. Ein Stopp aus Brennstoffmangel, der inzwischen behoben ist, liess uns einige Tage Luft holen, so dass es morgen mit neuen Kräften weiter geht. Ich hoffe, dass dieser Erfolg wieder dazu beiträgt, um gewisse Neider erblassen zu lassen. Mir persönlich geht es ausgezeichnet, die Kur im Rambach war so das Richtige um nachher einmal wieder richtig in der Arbeit zu wühlen. Inzwischen war ich 48 Stunden in Berlin um nach meiner Frau und Kindern zu sehen. Alles ist gesund und munter, nur in der ersten Nacht, in der ich zu Hause war, wurde ich durch Bomben begrüsst, die sämtliche Scheiben, Gott sei Dank nur Scheiben, in meinem Wohn- und Esszimmer sowie Damensalon springen liessen. Aber was macht das einem alten Krieger und seiner Familie? Es geht immer lustig weiter. Die grösste Freude, die Sie uns, geehrter Gruppenführer machen können, wird natürlich immer die des persönlichen Besuches in unserer neuen Wohnung sein. Wenn Sie sich einrichten könnten, dass ich dann auch zu Hause wäre, wäre es sehr schön. Am 15. Dezember höre ich hier auf um Mitte Januar weiterzumachen. Die ganze Aktion läuft sehr schnell von statten, so dass ich im nächsten Jahr nur mit einem Rest von Aussiedlern und dem Nachkämmen rechne. Ich würde mich freuen, wenn Sie vor Weihnachten noch nach Berlin kämen, um Ihnen dann auch ein kleines Weihnachtspaket für Ihre Familie mitzugeben. Ich komme nun auf das Abschiedsgeschenk, das ich aus Anlass meines Ausscheidens aus Ihrem Oberabschnittbereichs durch Sie, lieber Gruppenführer erhalten soll; dazu, lieber Gruppenführer, kann ich Ihnen nur sagen, hätte ich viel Wünsche, aber Sie haben sich in seltener kameradschaftlicher Form wegen meiner damaligen Finanzangelegenheiten beim Reichskommissar-SS eingesetzt, so dass ich, nach dem Sie mir auch Ihr schönes Bild mit der kameradschaftlichen Widmung verehrt haben, wirklich keinen Wunsch äussern darf. Wenn Sie, geehrter Gruppenführer trotzdem mir und damit auch meiner Familie noch einen kameradschaftlichcn Dienst erweisen wollen, wäre es mir natürlich sehr, sehr lieb, wenn Sie es durch Ihre Person möglich machen könnten, Reichsführer-SS zu überzeugen, dass ich immer, wo ich stehen werde und wo er mich auch hinschicken wird, nach besten Kräften seine Befehle durch meinen persönlichsten Einsatz Tag und Nacht bestens durchzuführen versuche (siehe Aussiedlung der Slowenen, 23 Tage 24.300 Personen) und Reichsführer-SS niemals durch mich enttäuscht werden wird. Sie, sehr geehrter Gruppenführer, könnten unseren allverehrten Reichsführer-SS all diese Dinge vorbringen und ihn bitten, dass es bei seinem ersten Entschluss, auch den restlichen Teil der Finanzen zu streichen, bleibe. Das wäre für mich und meine Familie das schönste Weihnachtsgeschenk, das Sie mir Gruppenführer als Geschenk aus Ihrem Oberabschnittsbereich machen könnten.[5] [.......]

In der Hoffnung, dass ich wieder einige Zeilen erhalte, verbleibe ich mit den ergebensten Grüssen an Sie und Ihre verehrte Frau und die Kinder, immer ihr sehr ergebener und getreuer

Hintze
SS-Oberführer M. d. R.

1
BDC Berlin, SS-Personalhauptamt, Kurt Hintze, (3 S.).
2
Siehe Dok. Nr. 170, Anm. 2.
3
Siehe Dok. Nr. 170.
4
Siehe Dok. Nr. 174.
5
Hintze war sehr verschuldet, die Schulden gingen »weit in die Kampfzeit zurück«. Himmler entschied am 14. 10. 1940, »dass der Gesamtbetrag der Schuld in Höhe von 9500 Reichsmark zunächst einmal von der Abteilung Wirtschaftliche Hilfe bezahlt werden solle und dass 4500 RM davon als einmaliger nicht zurückzahlbarer Zuschuss gelten solle. Den Rest von 5000 RM solle SS-Oberführer Hintze jedoch in entsprechenden Raten zurückzahlen«. Auf ein neues Ersuchen von Hintze entschied Himmler am 10. 2. 1942, »dass SS-Brigadeführer Hintze aus besonderen Mitteln 2500 RM als nicht zurückzahlbare Beihilfe erhalten und neu eingestuft werden sollte«. (BDC Berlin, Pers. Stab RF SS, Schriftgutverwaltung, Akt. Nr. 217, Briefe von Dr. R. Brandt 30. 1. 1942 und 15. 3. 1943.)

Valid XHTML 1.0 Transitional