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Denkschrift des Südostdeutschen Institutes in Graz »Die Südgrenze der Steiermark«[1]

1
BA Koblenz, Nachlass Dr. A. Seyss-Inquart, Bd. 23, (9 S.)
2
Dr. Arthur Seyss-Inquart, vom März 1938 bis Mai 1940 Reichsstatthalter und Führer der Landesregierung in Wien, dann Reichskommissar für die besetzten Gebiete der Niederlande in Den Haag.
3
Der Gauleiter der NSDAP und Reichsstatthalter in der Steiermark Dr. Sigfried Uiberreither sandte am 11. Juli 1940 ein Exemplar dieser Denkschrift auch dem Reichsaussenminister Joachim von Ribbentrop mit folgendem Begleitschreiben: »Ich übermittle wunschgemäss die geforderten Kartenunterlagen mit einem kurzen Begleittext zu jeder der einzelnen Karten. Ich habe dankbar zur Kenntnis genommen, dass Sie, sehr geehrter Herr Reichsminister, mich in den nächsten Tagen in Berlin empfangen werden und werde mich nach meinem Eintreffen in Berlin bei Ihnen sofort melden.« (PA AA Bonn, Pol. XII, Bd. 7) Ein Exemplar der Denkschrift erhielt auch die Reichskanzlei in Berlin. Der Referent Dr. Friedrich Wilhelm Kritzinger machte am 11. 9. 1940 folgenden Vermerk: »Die beiliegende Aufzeichnung »Südgrenze der Steiermark« nebst Anlagen wurde mir gelegentlich von Dr. von Dohnanyi übergeben. Das Material stammt von Reichsstatthalter Dr. Uiberreither und ist, wie Herr von Dohnanyi mir sagte, von diesem bei Gelegenheit auch dem Führer übergeben worden.« (BA Koblenz, Rk, R 43 II, Bd. 1348) Der Chef der Reichskanzlei Reichsminister Hans-Heinrich Lammers hat von der Aufzeichnung am 13. 9. 1940 Kenntnis genommen. Wie aus Anmerkungen ersichtlich, wurde die Denkschrift am 20. 9. und 5. 10. 1940, sowie am 1. 3. 1941 Hitler erneut vorgelegt. (Ebda.)
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H.Volkmar ist ein Deckname für Dr. Hugo Suette. Seine Schrift wurde im Jahre 1934 in Deutschlandsberg in Österreich veröffentlicht.
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Gerhard Werner ist ein Deckname für Dr. Helmut Carstanjen, den damaligen Mitarbeiter des Volksbundes für das Deutschtum im Auslande. Sein Buch erschien im Jahre 1935 in Leipzig.
6
Die Schrift von Dr. H. Ibler, dem damaligen Dozent der Universität in Graz, wurde im Sommer 1940 für den inneren Gebrauch vervielfältigt. Siehe auch Dok. Nr. 4.
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Dr. Helmut Carstanjen, Leiter des Südostdeutschen Institutes in Graz.

SÜDOSTDEUTSCHES INSTITUT
GRAZ

Hofgasse Nr. 5
Fernsprecher 67--44

Graz, den 12. Juli 1940

Herrn
Professor Dr. Franz Wehhofsich
beim Reichskommissar für die besetzten Gebiete
der Niederlande
Den Haag
Plein

Lieber Kamerad!

Auf Anruf des Ministeramtes Dr. Seyss-Inquart[2] übersende ich heute wunschgemäss unter einem folgende Unterlagen über Untersteiermark:

  1. Eine Denkschrift über »Die Südgrenze der Steiermark«, ein Unrecht der Pariser Vorortsverträge am Deutschen Volke«[3]. Die Denkschrift bildet den Text zu 6 Kartenskizzen. An diesen wird seit dem gestrigen Anruf bis zur Stunde noch gezeichnet. Es war jedoch leider nicht möglich, sie bis zum Abgang des heutigen Flugzeuges fertigzustellen. Sie werden in den Nachmittagsstunden vollendet und dann sogleich der nächsten Post übergeben. Denkschrift und Kartenskizzen bilden ein einheitliches Ganzes. Ich schicke die Denkschrift mit den weiteren angeführten Unterlagen nur voraus, weil dies vom Ministeramt gestern ausdrücklich so gewünscht wurde.
  2. Ein kurzer Bericht über das Verhalten der Slowenen vom Beginn der Aktionen in Norwegen bis zum Zusammenbruch Frankreichs.
  3. Einige besonders bezeichnende Berichte des Südostdeutschen Institutes über Massnahmen der Slowenen seit Beginn des Krieges im Herbst 1939. Die unter 2) und 3) angeführten Unterlagen beweisen deutlich, dass die Slowenen die deutschen Erklärungen über die Staatsgrenzen als Freibrief benützen, um ihre Wühlarbeit gegen das Reich und die Misshandlung der Volksdeutschen ungestört fortsetzen zu können. Sie haben die selbstverständliche Voraussetzung für eine Aufrechterhaltung des territorialen status quo, die Wahrung der freundschaftlichen Neutralität gegenüber Deutschland in keiner Weise erfüllt. Belgrad aber war entweder nicht imstande -- durch den andauernden Einfluss der slowenischen Klerikalen -- nicht willens gegenüber der Deutschenhetze in Slowenien durchzugreifen.
  4. Die Schrift von H. Volkmar »Untersteier die deutsche Südostmark«[4]. Ihr sind vor allem zur Unterrichtung über die nationalpolitischen Verhältnisse über das Kapitel über Windische und Slowenen und als Zusammenfassung der für die Heimkehr der Untersteiermark sprechenden grundsätzlichen Momente das Kapitel 7 zu entnehmen.
  5. Das Buch von Werner: »Volkstum und Sprache in der Untersteiermark,[5] als Nachschlageband für allfällig interessierende Einzelheiten; bezüglich der Frage der Windischen siehe hier vor allem die Schlussbetrachtung.
  6. Die soeben im Institut zur vertraulichen Verwendung für Dienststellen des Reiches fertig gestellte Schrift von Dr. Hermann Ibler »Des Reiches Südgrenze in der Steiermark«[6]. In ihr verweise ich im besonderen auf die verschiedensten Willenskundgebungen der Bevölkerung in der Umsturzzeit für den Verbleib der Untersteiermark bei Deutsch-Österreich; Kaiseraudienz und Erklärung der windischen Gemeinden des Bezirkes Pettau, S 19 ff, deutsche Kundgebungen verschiedener Gemeinden für den Verbleib bei Deutsch-Österreich 1918/19 S. 24 f, der Marburger Bluttag S. 32 f; die Behandlung der Marburger Frage in St. Germain. (In diesem Zusammenhang ist vor allem die verschiedene Stellung der Italiener und Franzosen wesentlich) S. 40 ff. Besonders wesentlich sind wohl die von S. 49-51 angeführten Aussprüche verschiedener Slowenen, dass sie lediglich Clemenceau und den Franzosen die zwangsläufige Zuerkennung der Untersteiermark zu verdanken hätten; weiter die auf S. 64 ff aus dem Abstaller Feld, auf S. 69 f aus dem Übermurgebiet wiedergegebene Volksabstimmung. Desgleichen verdienen die verschiedenen Kartenskizzen und die Fotokopien im Anhang Beachtung.

Es würde mich sehr freuen, wenn all das Material eine entsprechende Verwendung finden könnte.

Mit den besten Grüssen,
Heil Hitler!

Dein
Carstanjen[7]

GEHEIM!

Die Südgrenze der Steiermark
Ein Unrecht der Pariser Vorortsverträge am deutschen Volk.

Blatt 1
Das Diktat von St. Germain hat nahezu ein Drittel der Steiermark an Südslawien überantwortet. Damit wurde jahrhundertealtes Reichsland ohne Volksbefragung und gegen den Willen seiner deutschen und windischen Bevölkerung vom geschlossenen deutschen Lebensraum abgetrennt.

Blatt 2
Die neue Zwangsgrenze hat das innerösterreichische Verkehrsdreieck Bruck--Marburg--Villach zerschnitten und damit den beiden Reichsgauen Steiermark und Kärnten die einzige Talverbindung Graz--Marburg--Klagenfurt genommen. Das Kärntner Lavanttal wurde von jeglichem Bahnverkehr mit dem übrigen Gaugebiet abgeschnitten. Die Lavanttaler müssen einen Transitzug über südslawisches Gebiet benützen um nach Klagenfurt zu gelangen. Radkersburg, derzeit die südöstlichste Stadt des Reiches, wurde durch die Zwangsgrenze nahezu seines ganzen Hinterlandes beraubt.

Blatt 3
Das blühende deutsche Kulturleben der Untersteiermark wurde durch die Unterdrückungsmassnahmen der hier nur durch den Willen Frankreichs zur Macht gekommenen Nationalslowenen fast völlig vernichtet. Trotzdem gelang es ihnen nicht, an seinen deutschen Grundlagen etwas zu ändern. Der Wille der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung nach Heimkehr ins Reich ist ungebrochen.

Blatt 4
Dem allseits umschlossenen Klagenfurter Becken entspricht in Steiermark ein nach Osten offener Halbkreis. Seine Nord- und Westgrenze bildet das innersteirische Randgebirge, seinen Südabschluss der Weitensteinerzug. Diesem südlich vorgelagert ist der Sanngau. Er bildet räumlich eine eigene, in sich geschlossene Landschaft, die sowohl mit dem nördlichen, wie mit dem südlichen Nachbargebiet verbunden werden kann. Geschichte, Kultur und Bevölkerung binden ihn jedoch auf das engste an die übrige Steiermark. Die heutige Staatsgrenze führt mitten durch den steirischen Kernraum. Sie bedeutet für Steiermark das gleiche, wie für Kärnten die von den Slowenen beim Zusammenbruch der Monarchie ebenfalls geplante Zerreissung des Kärntner Beckens.

Blatt 5
Die gegenwärtige Grenze ist strategisch so ungünstig wie nur möglich. Sie wird für unsere südlichen Anrainer stets ein Anreiz zu weiteren Aspirationen auf steirisches und Kärntnergebiet sein. Seitens der Slowenen wurden entsprechende Forderungen trotz der offiziellen staatlichen Freundschaft und der ungleichen Machtverhältnisse bis in die Gegenwart vor aller Öffentlichkeit erhoben. Wenn Marburg einmal zum Interessengebiet einer anderen Grossmacht gehören würde, ständen dieser von hier aus bis zur Linie Hohe Tauern--Semmering keine natürlichen Schranken bei einem weiteren Vorstoss über Graz und Klagenfurt entgegen. Unbeschadet der weiteren Entwicklung der Teile des übrigen Südslawiens ist eine Korrektur der heutigen steirischen Südgrenze eine Lebensnotwendigkeit für die Reichsgaue Steiermark und Kärnten. Ein sinnvoller räumlicher Abschluss könnte auch in Steiermark nur in einer Fortsetzung der Brenner- und Karawankengrenze von Tirol und Kärnten gefunden werden. Für die Neuziehung der Südgrenze der Steiermark bestehen drei Möglichkeiten:

  1. Die alte steirische Landesgrenze an Save und Sotla.
    Diese Grenzziehung entspräche der historischen und kulturellen Einheit der Steiermark.
  2. Die Fortsetzung der Karawanken über die Steineralpen und die Höhenzüge nördlich der Save (Tüffererzug);
    Das ist die Linie: Ojstrica in den Steiner Alpen -- alte steirische Landesgrenze--Welka Planina--Kailberg--südlich von: Tüffer--St. Leonhard-- Pucherberg--Rudenza und in westöstlicher Richtung auf die alte steirische Landesgrenze. Diese Grenze überliesse den südlich von ihr gelegenen Raum mit der Eisenbahnverbindung Laibach--Agram, dem Eisenbahnknotenpunkt Steinbrück, wie den Kohlengebieten Trifail und Hrastnigg dem slowenisch -- kroatischen Bereich.
  3. Die Fortsetzung der Karawanken im Weitensteinerzug;
    Das ist die Linie: frühere Kärntner Landesgrenze -- südlich des Ursulaberges und der Huda Lukna -- über Kosiak und Stenitza--Wotsch--Donati und in westöstlicher Richtung auf die alte steirische Landesgrenze. Durch diese Grenze würde das gesamte Drauland mit den Hauptorten Marburg und Pettau dem Reich wieder angeschlossen, während der Sanngau nebst dem Vorort Cilli ausserhalb der neuen Grenze bliebe. Der Weitensteinerzug stellt die nördlichste Linie dar, die als Fortsetzung der Karawanken angesehen werden könnte.
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BA Koblenz, Nachlass Dr. A. Seyss-Inquart, Bd. 23, (9 S.)
2
Dr. Arthur Seyss-Inquart, vom März 1938 bis Mai 1940 Reichsstatthalter und Führer der Landesregierung in Wien, dann Reichskommissar für die besetzten Gebiete der Niederlande in Den Haag.
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Der Gauleiter der NSDAP und Reichsstatthalter in der Steiermark Dr. Sigfried Uiberreither sandte am 11. Juli 1940 ein Exemplar dieser Denkschrift auch dem Reichsaussenminister Joachim von Ribbentrop mit folgendem Begleitschreiben: »Ich übermittle wunschgemäss die geforderten Kartenunterlagen mit einem kurzen Begleittext zu jeder der einzelnen Karten. Ich habe dankbar zur Kenntnis genommen, dass Sie, sehr geehrter Herr Reichsminister, mich in den nächsten Tagen in Berlin empfangen werden und werde mich nach meinem Eintreffen in Berlin bei Ihnen sofort melden.« (PA AA Bonn, Pol. XII, Bd. 7) Ein Exemplar der Denkschrift erhielt auch die Reichskanzlei in Berlin. Der Referent Dr. Friedrich Wilhelm Kritzinger machte am 11. 9. 1940 folgenden Vermerk: »Die beiliegende Aufzeichnung »Südgrenze der Steiermark« nebst Anlagen wurde mir gelegentlich von Dr. von Dohnanyi übergeben. Das Material stammt von Reichsstatthalter Dr. Uiberreither und ist, wie Herr von Dohnanyi mir sagte, von diesem bei Gelegenheit auch dem Führer übergeben worden.« (BA Koblenz, Rk, R 43 II, Bd. 1348) Der Chef der Reichskanzlei Reichsminister Hans-Heinrich Lammers hat von der Aufzeichnung am 13. 9. 1940 Kenntnis genommen. Wie aus Anmerkungen ersichtlich, wurde die Denkschrift am 20. 9. und 5. 10. 1940, sowie am 1. 3. 1941 Hitler erneut vorgelegt. (Ebda.)
4
H.Volkmar ist ein Deckname für Dr. Hugo Suette. Seine Schrift wurde im Jahre 1934 in Deutschlandsberg in Österreich veröffentlicht.
5
Gerhard Werner ist ein Deckname für Dr. Helmut Carstanjen, den damaligen Mitarbeiter des Volksbundes für das Deutschtum im Auslande. Sein Buch erschien im Jahre 1935 in Leipzig.
6
Die Schrift von Dr. H. Ibler, dem damaligen Dozent der Universität in Graz, wurde im Sommer 1940 für den inneren Gebrauch vervielfältigt. Siehe auch Dok. Nr. 4.
7
Dr. Helmut Carstanjen, Leiter des Südostdeutschen Institutes in Graz.

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