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Dokument 208  >

Stellungnahme der Dienststelle des Beauftragten des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums in den besetzten Gebieten Kärntens und Krains zum Problem der Eindeutschung Oberkrains[1]

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AIZDG, DDV in Veldes, Dienststellenleiter, Bd. 1, (5 S.). Das Dokument ist ohne Unterschrift; aus den Redaktionskorrekturen ist ersichtlich, dass es vom Leiter der Dienststelle des Beauftragten des RKFDV SS-Obersturmbannführer Alois Maier Kaibitsch verfasst wurde.
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Das Dokument ist nicht vorhanden.
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Der Satz ist im Entwurf gestrichen.
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Siehe Dok. Nr. 142.
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Siehe Dok. Nr. 289 u. 305.
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Siehe Dok. Nr. 310.
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Der Satz ist im Entwurf gestrichen.

Klagenfurt, den 19. 3. 1942.

Vom SD-Abschnitt Klagenfurt erhielt ich die abschriftlich niedergelegte Planung des Steirischen Heirnatbundes für die sprachliche und völkische Eindeutschung der Untersteiermark[2] zur Kenntnis- und Stellungnahme zu dieser Planung vom Standpunkte der geplanten Parallelmassnahmen für Oberkrain aus. Der Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD in Veldes beabsichtigt auf Grund meiner Stellungnahme zum Problem der Eineutschung Oberkrains einen entsprechenden Bericht für das Reichssicherheitshauptamt auszuarbeiten.

Bevor ich meine Stellungnahme zur Planung des Steirischen Heimatbundes bezw. über die Eindeutschung Oberkrains dem Kommandeur der Sicherheitspolizei u. des SD - Veldes überreiche, lege ich Sie Ihnen, Gauleiter, in der Anlage mit der Bitte um Ihre weitere Weisung vor.

Stellungnahme zum Problem der Eindeutschung Oberkrains:

Oberkrain muss ehestens eingedeutscht werden. Durch die Lösung der Sprachenfrage allein ist die Eindeutschung jedoch nicht durchgeführt, sondern ist vor allem die Gesinnung massgebend. Wie die Lage in Oberkrain ist, müssen vorerst jene Massnahmen vordringlich ergriffen werden, die mithelfen, die Oberkrainer Bevölkerung zur Staatstreue zu erziehen,

d. h. sie deutschgesinnt bezw. deutschfreundlich zu machen. Es sind vorerst alle Massnahmen möglichst zu vermeiden, die geeignet sind, einen gewissen passiven Widerstand hervorzurufen. Eine solche Massnahme wäre z. B., wenn der Gebrauch der slowenischen Sprache mit Gesetzen und scharfen Massnahmen würde verboten werden. Die Steirer scheinen hier den Fehler zu machen, dass sie mit der Lösung der Sprachenfrage auch schon glauben, die Eindeutschung vorgenommen zu haben.[3]

An Hand der anliegenden Planung des Steirischen Heimatbundes nehme ich nun zu den einzelnen Ausführungen Stellung:

In Oberkrain warne ich vor einer radikalen Ausmerzung der slowenischen Sprache, wobei es anderseits selbstverständlich ist, dass alle tauglichen Massnahmen zu treffen sind, um der Oberkrainer Bevölkerung die Kenntnis der deutschen Sprache beizubringen, damit im Zusammenhang steht dann auch ein langsames aber stetes Abklingen des Gebrauches der slowenischen Sprache. Wenn der Bundesführer des Steirischen Heimatbundes sagt, dass das Idealziel erst sehr spät u. erst nach einer Reihe von Jahren erreicht werden wird, so hat er damit vollkommen recht. Wenn er jedoch sagt, dass die Hauptarbeit der Eindeutschung nach 4 Jahren beendet ist, so wird dies nicht stimmen. Nach vier Jahren kann man einem wesentlichen Teil der Bevölkerung die Kenntnis der deutschen Sprache zum notwendigen Gebrauch beibringen, was jedoch noch lange nicht die Hauptarbeit der Eindeutschung bedeutet. Während in der Untersteiermark rund 400.000 Personen die deutsche Sprache gar nicht oder fast gar nicht beherrschen, so kann man in Oberkrain als Höchstziffer 140.000 annehmen. Dass die Deutschkenntnisse vorwiegend bei der älteren Generation vorhanden sind, was vielfach auf die Dienstzeit in der K. u. K. Armee zurückgeht, trifft auch in Oberkrain zu.

Wenn in der Untersteiermark ein slowenisches Volksbewusstsein trotz Aussiedlung nur in einer kleinen Schichte lebt, so liegt dies in Oberkrain nicht so günstig, denn der Oberkrainer hat zum erheblichen Teil ein slowenisches Volksbewusstsein. Ihn in diesen Volksbewusstsein trotz aller notwendigen Massnahmen - nicht zu verletzen, ist eine Aufgabe unserer Taktik in Oberkrain, wenn wir nicht den passiven Widerstand hervorrufen wollen.

Die Sprachenfrage mit polizeilichen Mitteln zu lösen, kommt natürlich auch für Oberkrain nicht in Frage. Sehr richtig ist, dass für die Eindeutschung notwendig sind: die Führung, die Freiwilligkeit, das Beispiel und das Vorbild. Die Oberkrainer Bevölkerung muss Achtung vor den Deutschen haben, die nach Oberkrain gekommen sind. Der deutsche Einsatz muss in jeder Hinsicht vorbildlich und Beispiel sein. Das Gleiche muss nun aber auch von jenen Oberkrainern verlangt werden, die von den deutschen Organisationen herausgestellt werden, und die mit den Deutschen am Aufbau Oberkrains mitzuarbeiten haben. Es ist auch richtig, dass dort, wo böser Wille feststeht, mit scharfen Massnahmen zuzugreifen ist, unter Umständen ist hier auch von einer Einzelumsiedlung Gebrauch zu machen.

Über die erspriessliche Tätigkeit der Kindergärten und deren Notwendigkeit besteht nicht der geringste Zweifel. Die Einrichtung von Aussenstellen und Kinderspielgruppen wäre auch in Oberkrain einzuführen.

Schulwesen: Hilfs- und Laienlehrer sind auch in Oberkrain notwendig. Hier wäre zu überlegen, ob man nicht zu dem alten preussischen System greifen könnte, um neben Berufslehrkräften als Laienlehrer invalide Unteroffiziere der deutschen Wehrmacht einstellen könnte. Diese Unteroffiziere hätten die Aufgabe, den Schülern die deutsche Sprache beizubringen und sie vor allem Ordnung und Disziplin zu lehren.[4]

Höheres Schulwesen: Es ist richtig, dass es unzweckmässig wäre, die höheren Schulen jedermann zugänglich zu machen. Es muss vorsichtigst gearbeitet werden, damit nicht aus den Jungen heraus eine neue slowenische Führerschichte entsteht, die an deutschen Mittelschulen und Universitäten sich ihr Rüstzeug für kommenden politischen Kampf holt.[5] Wenn aus Kameradschaftsheimen in Altkärnten Schüler in die neuzuerrichtenden Kameradschaftsheime nach Oberkrain abgezogen werden könnten, so wäre dies sehr Vorteilhaft.

Den letzten Ausschlag für die Eindeutschung gibt die Erziehung im Elternhaus. Die Schulkinder werden in der Schule deutsch lernen und zwar sehr rasch, zu Hause werden sie sich jedoch noch lange Zeit ihres oberkrainer Dialektes bedienen, darüber müssen wir uns klar sein.

Für einige Zeit wird man kaum davon abkommen können, bei so manchen Heimabenden zum Teil auch die Oberkrainer Sprache zu gebrauchen.

Eine ganz besondere Aufgabe fällt bei der wirklichen Eindeutschung der Arbeit der Frauenschaft zu.

Allgemeine Sprachkurse: Die technische Durchführung, die der Steirische Heimatbund plant, ist sicherlich ausgezeichnet.[6]

Pressepolitik: Die Bundesführung des Steirischen Heimatbundes plant, dass der »Stajerski gospodar« mit 1. 9. d. J. als eine deutsche Wochenzeitung erscheinen wird. Von da an soll es in der Untersteiermark keine wie immer geartete slowenische Zeitung geben. Dieses Tempo wäre für Oberkrain zu scharf. Hier muss man - insbesondere jetzt in der Kriegszeit noch zuwarten. Es kann nur immer wiederholt werden, dass es in erster Linie nunmehr um die Gesinnung und nicht so sehr um den Gebrauch der deutschen Sprache geht.

Bücherwesen: Die Ausmerzung der slowenischen Bücher muss sehr vorsichtig angegangen werden. Wenn der Bundesführer des Steirischen Heimatbundes sagt, dass es vom Gebetbuch angefangen bis zum Lexikon kein slowenisches Buch mehr geben darf, so kann - bei Einhaltung dieser Richtlinien - die Bevölkerung sehr zu passiven Widerstand und zu Illoyalitäten verleitet werden. Hiezu kann dann noch von den deutschen Gegnern die religiöse Frage mit aufgeworfen werden und wir stecken mitten drin in den Schwierigkeiten.

Jetzt schon nur mehr einen deutschen Bauernkalender herauszugeben, ist gleichfalls verfrüht; der slowenische Kalender müsste zuerst doppelsprachig und erst auf diesem Umwege ein deutscher Kalender werden.

Die Herausgabe eines Wörterbuches ist sehr gut.

Wenn bis zum 1. 9. 42 auch in Oberkrain im amtlichen Verkehr die slowenische Sprache verschwunden sein müsste, so dürfte dieses Tempo zu rasch sein.

Lebensmittelkarten können ruhig nur deutsch erscheinen.

Die slowenischen Inschriften in den Kirchen und Kapellen müssten einstweilen noch belassen werden, sie jetzt schon zu entfernen wäre zu früh.

Wenn das erste Motto in der Untersteiermark lautet: »Sprich deutsch, die Sprache ist der Ausdruck deiner Gesinnung!«, so ist es in Oberkrain durchaus richtig, wenn es heisst: »Wir lernen deutsch, weil wir die deutsche Sprache brauchen und auch deutsch sprechen wollen!«

Ansonsten enthält die Planung des Steirischen Heimatbundes sehr wertvolle, auch da und dort für Oberkrain verwendbare Massnahmen und Anregungen.[7]

1
AIZDG, DDV in Veldes, Dienststellenleiter, Bd. 1, (5 S.). Das Dokument ist ohne Unterschrift; aus den Redaktionskorrekturen ist ersichtlich, dass es vom Leiter der Dienststelle des Beauftragten des RKFDV SS-Obersturmbannführer Alois Maier Kaibitsch verfasst wurde.
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Das Dokument ist nicht vorhanden.
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Der Satz ist im Entwurf gestrichen.
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Siehe Dok. Nr. 142.
5
Siehe Dok. Nr. 289 u. 305.
6
Siehe Dok. Nr. 310.
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Der Satz ist im Entwurf gestrichen.

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