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Dokument 133  >

Bericht der Deutschen Gesandtschaft in Zagreb über eine Besprechung betreffend die Aussiedlung von Slowenen und Serben[1]

1
PA AA Bonn, Deutsche Gesandtschaft Zagreb, Paket 54, Pol 2 Nr. 1 - Umsiedlung von Slowenen... Grundsätzliches, AMNOM, Umsiedlungsstab Untersteiermark, Ref. III, Bd. 1. Mf. aus NAW, T-l20, R-4828. ADAP, D XIII/2, Dok. Nr. 350. (9 S.).
2
Siehe Dok. Nr. 129.
3
Siehe Dok. Nr. 136 u. 145.
4
Siehe Dok. Nr. 122.
5
Nach der Aufflammen des Volksbefreiungskampfes in Kroatien und Bosnien brachten kroatischen Ustascha-Behörden die Mehrzahl der ausgesiedelten Slowenen aus den bosnischen und südkroatischen Gebieten in der Zeit vom Ende August bis Mitte Oktober 1941 nach den nördlichen Gebieten Kroatiens. (Die Transportlisten der aus Bosnien und Südkroatien evakuierten slowenischen Aussiedler befinden sieh im AIZDG, Smlg. der Dok. des Državno ravnateljstvo za ponovu NDH.)
6
SS-Hauptsturmführer Dr. Günther Stier.
7
Siehe Dok. Nr. 157.
8
Das Datum hat Gesandter Kasche beigesetzt. Die Unterschriften sind im Original handschriftlich, in den Abschriften maschinengeschrieben.
9
Beim Original sind zwei Anwesenheitslisten angeschlossen, und zwar eine nach Rang geordnete, die hier veröffentlicht wird, und eine zweite Liste mit eigenhändigen Unterschriften der Anwesenden und den Bezeichnungen ihrer Dienststellen, die hier nicht angeführt wird.

Durchdruck Deutsche Gesandtschaft Zagreb
Pol 2 Nr. 1/Ums - 2458/41

22. September 1941.

Betrifft: Besprechung über Umsiedlung.

3 Doppel
2 Anlagen

Heute hat hier die durch das Amt vorgeschriebene[2] Besprechung über die Umsiedlung stattgefunden. Liste der Teilnehmer und Niederschrift in der Anlage.

Aus Ziffer 4 der Niederschrift gehen die ernsten Bedenken wegen der Fortführung der Umsiedlung überhaupt hervor. Da der Führer die Niederwerfung der Unruhen befohlen hat, muss die Weiterführung der Umsiedlung auch deshalb überprüft werden. Sicher ist die Umsiedlung eine Beunruhigung der Bevölkerung im Reich und in Kroatien, die den Unruhen neue Anregung und neue Kräfte auf lange Sicht hinzufügen wird.

Ich bitte um die Entscheidung in dieser Angelegenheit, da ich selbst die Verantwortung für eine solche Entscheidung angesichts der hier gegebenen Tatsachen nicht habe übernehmen können.[3]

gez. Kasche
K. 22./9.

An
das Auswärtige Amt
in Berlin

Niederschrift über die am 22. September 1941 in der Deutschen Gesandtschaft in Zagreb unter Leitung des Deutschen Gesandten stattgefundene Besprechung über die Umsiedlung aus dem Reich nach Kroatien und aus Kroatien nach Serbien.

Anwesende Dienststellen:

Auswärtiges Amt, Berlin
Kroatische Regierung,
Deutsche Gesandtschaft Zagreb,
Dienststelle des Auswärtigen Amts in Belgrad,
Militärbefehlshaber in Serbien,
Chef der Zivilverwaltung in der Untersteiermark
Chef der Zivilverwaltung in Südkärnten
Reichskommissar für die Festigung des deutschen Volkstums,
Reichssicherheitshauptamt,
Einsatzgruppe d. SD in Serbien,
Verbindungsführer Agram zur Einsatzgruppe Serbien.

1. Es wurde festgestellt:

Die Zahlen der aus dem Reich nach Kroatien und von Kroatien nach Serbien ausgesiedelten Serben bezw. Slowenen sind nur hinsichtlich der Bahntransporte genau festzustellen. Die übrigen Zahlen dürfen auch nicht nachträglich annähernd genau feststellbar sein. Über folgende Zahlen herrscht gegenseitiges Einverständnis:

Aus dem Reich nach Kroatien sind umgesiedelt worden:
In Bahntransporten9 343Personen
freiwillig wahrscheinlich17 000Personen
26 343Personen
Aus Serbien nach Kroatien
an Kroaten freiwillig mutmasslich11 800Personen
an Slowenen mutmasslich500Personen
38 643Personen
Gut gerechnet werden Kroatien Umsiedlung nach
Serbien bis 4. Juni 194130 000, 
Im Zuge der vereinbarten Umsiedlung Serben nach Serbien30 000Personen
98 643 
Serbien hat an Einzug erhalten:
An Transporten bis 25. 8. 1941 aus Kroatien12 436 
an Transporten nach dem 25. 8. bis 20. 9.1 674 
nach Zählung in Serbien mutmasslich104 000 
118 110Personen
Ausserdem hat Serbien aus dem Reich an slowenischen
Umsiedlern davon erhalten6 720Personen

Die kroatische Regierung hat nach allgemeinen Feststellungen Einzug aus Serbien, Mazedonien, der Wojwodina, Dalmatien und dem Reich in Höhe von 95 000 ohne Transporte errechnet. Darin eingeschlossen sind die in obiger Aufstellung beiderseitig anerkannten Zahlen. Der Militärbefehlshaber Serbien erklärte sich bereit, 3200 in den Umsiedlungslagern befindliche Serben noch aufzunehmen. Durchführung erfolgt zwischen Kroatischer Regierung und Militärbefehlshaber Serbien. Die Kroatische Regierung erklärt sich bereit, bis zu 1000 in Lagern im Reich noch befindliche slowenische Umsiedler aufzunehmen. Durchführung in Vereinbarung zwischen Kroatischer Regierung und Chef der Zivilverwaltung in der Untersteiermark.

Punkt 2.

Die Kroatische Regierung und der Militärbefehlshaber in Serbien sind darüber einig, dass alle Mängel hinsichtlich der Mitgabe von Geld- und Sachwerten sowie hinsichtlich willkürlichen Abtransportes von Geld und Sachwerten aus dem einem in das andere Gebiet und umgekehrt als erledigt angesehen werden sollen. Forderungen deswegen werden gegenseitig nicht mehr erhoben.

Punkt 3.

Die Kroatische Regierung und der Militärbefehlshaber in Serbien sind darüber einig, dass Aussiedlungen einzelner Personen oder einzelner Familien in der Zukunft im gegenseitigen Einvernehmen durchgeführt werden können. Die Anforderung wird über den Bevollmächtigten des Auswärtigen Amtes beim Militärbefehlshaber in Belgrad und die Deutsche Gesandtschaft in Agram erfolgen. Die Durchführung im Rahmen des üblichen Grenzverkehrs. Die Mitnahme von Geld- und Sachwerten wird in den Einzelfällen gegenseitig festgelegt werden.

Punkt 4.

Die dritte Welle der aus dem Reich nach Kroatien auszusiedelnden Slowenen wird errechnet mit

aus der Untersteiermark bis45 000 Personen
aus Kärnten20 000 Personen

Die Untersteiermark macht geltend, dass sie noch in diesem Herbst die Deutschen aus der Gottschee bis zu 20 000 Personen einsiedeln müsse. Deshalb müsse sie entsprechende Aussiedlungen vornehmen. Wegen der damit verbundenen Beunruhigung könne aber nicht diese geringere Zahl allein, sondern müsse dann die Gesamtzahl der in Frage kommenden Personen ausgesiedelt werden.[4]

Die Kroatische Regierung wendet ein, dass die derzeitige politische Lage eine Aufnahme dieser Zahl nicht möglich mache. Einmal seien diese Schwierigkeiten in der besonderen Lage des unter italienischer Militärverwaltung stehenden Küstengebietes begründet. Zum anderen habe Kroatien aus Aufstandsgebieten eine sehr grosse Anzahl von Flüchtlingen zu unterhalten. Weiter könne Kroatien in diesen Aufstandsgebieten keine Umsiedler ansetzen. Nach Syrmien und Slavonien, den Versorgungsgebieten, die eine stark völkisch gemischte Bevölkerung haben, sei eine Einsiedlung deshalb nicht möglich, weil dadurch die Versorgung des ganzen Landes auf das ernsthafteste gefährdet werden würde.[5]

Der Vertreter des Stabshauptamtes[6] des Reichskommissars für die Festigung des deutschen Volkstums machte die Gesichtspunkte seiner Dienststelle geltend. Er war bei der gegebenen Lage der Auflassung, dass bei dieser Sachlage die Entscheidung in dieser Besprechung nicht fallen könne.[7]

Gesandter Kasche stellte damit fest, dass er dies berichten und zur Entscheidung durch die Reichsregierung bezw. den Führer weiterleiten werde.

Zagreb, 22. 9. 41.[8]

S. Kasche
Dr. M. Lorkovič
Dr. Turner
Benzler
Dr. Stier
Novak
Paul
Lurker
Dr. Glaser
J. Rožankovič

Anwesenheitsliste[9]
der Besprechung über Umsiedlungsfragen
am 22. 9. 1941 17.00 in der
Deutschen Gesandtschaft Zagreb.

Lfd. Nummer und NameVertretene Dienststelle
1.Ges. Kasche Deutsche Gesandtschaft Zagreb
2.Aussenminister dr. Lorkovič Kroatische Regierung
3.Gesandter Dr. Benzler Dienststelle d. Ausw. Amtes Belgrad
4.Staatsrat Dr. Turner Militärbefehlshaber Serbien
5.Dr. Stier Reichskommissar f. Festigung d. deutschen Volkstums, Stabshauptamt
6.SS-Obersturmführer Novak Reichssicherheitshauptamt
7.Dr. Glaser C. d. Z. Veldes Umsiedlungsstab
8.SS-Obersturmführer Dr. Seidl C. d. Z. Marburg - Umsiedlungsstab
9.SS-Obersturmführer Urbantke Verbindungsführer zum Militärbefehlshaber Serbien
10.SS-Standartenführer Lurker Sicherheitspolizei C. d. Z. Marburg
11.SS-Obersturmführer Müller C. d. Z. Marburg - Umsiedlungsstab
12.Dr. Ehlicker Kroatische Regierung
13.Generalstabsoberst Jendrasič Kroatische Regierung
14.Rosankovič, Staatsdirektor Kroatische Regierung
15.Dr. Turina Kroatische Regierung
16.SA Standartenführer Requard Deutsche Gesandtschaft Zagreb
17.Volkstumsreferent Fenninger Dienststelle d. A. A. Belgrad
18.SS-Sturmbannführer Paul Einsatzgruppe d. SD Belgrad
19.Gauamtsleiter Triska Ausw. Amt Berlin
20.Ges. Rat v. Troll Deutsche Gesandtschaft Zagreb
21,SS-Sturmbannführer Beisner Verbindungsführer Agram zum Militärbefehlshaber Serbien
1
PA AA Bonn, Deutsche Gesandtschaft Zagreb, Paket 54, Pol 2 Nr. 1 - Umsiedlung von Slowenen... Grundsätzliches, AMNOM, Umsiedlungsstab Untersteiermark, Ref. III, Bd. 1. Mf. aus NAW, T-l20, R-4828. ADAP, D XIII/2, Dok. Nr. 350. (9 S.).
2
Siehe Dok. Nr. 129.
3
Siehe Dok. Nr. 136 u. 145.
4
Siehe Dok. Nr. 122.
5
Nach der Aufflammen des Volksbefreiungskampfes in Kroatien und Bosnien brachten kroatischen Ustascha-Behörden die Mehrzahl der ausgesiedelten Slowenen aus den bosnischen und südkroatischen Gebieten in der Zeit vom Ende August bis Mitte Oktober 1941 nach den nördlichen Gebieten Kroatiens. (Die Transportlisten der aus Bosnien und Südkroatien evakuierten slowenischen Aussiedler befinden sieh im AIZDG, Smlg. der Dok. des Državno ravnateljstvo za ponovu NDH.)
6
SS-Hauptsturmführer Dr. Günther Stier.
7
Siehe Dok. Nr. 157.
8
Das Datum hat Gesandter Kasche beigesetzt. Die Unterschriften sind im Original handschriftlich, in den Abschriften maschinengeschrieben.
9
Beim Original sind zwei Anwesenheitslisten angeschlossen, und zwar eine nach Rang geordnete, die hier veröffentlicht wird, und eine zweite Liste mit eigenhändigen Unterschriften der Anwesenden und den Bezeichnungen ihrer Dienststellen, die hier nicht angeführt wird.

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